(Gastbeitrag Raimund Wiesinger) Nach Abschluss meines Postgraduate-Studiums beschloss ich, mein Wissen und meine Erfahrung als Innovationsberater anzuwenden und ein Unternehmen zu gründen. Was lag näher als dies auf der Basis von Effectuation zu tun?

Erst einmal ein „Outing“: Effectuation hat mich von Beginn an fasziniert. Ich hatte gerade die Bedeutung zyklischer Prozesse in Innovationsvorhaben als Thema für meine Master Thesis  gefunden, da stellte Michael Faschingbauer in einem Gastvortrag die Prinzipien von Effectuation vor. Und da war es wieder: ein zyklisches Vorgehen. Ich besorgte mir Literatur und baute das Thema samt Interviews mit Effectuaton-Experten in meine Arbeit ein. Nach Abschluss des Studiums beschloss ich, mein Wissen und meine Erfahrung als Innovationsberater anzuwenden und ein Unternehmen zu gründen. Was lag näher als dies mithilfe der vier Prinzipien zu tun?

Firmengründung auf der Grundlage von Effectuaton

Prinzip der Mittelorientierung – Konzentration auf die verfügbaren Ressourcen

„Was wollte ich? Was passte zu mir?“ waren die ersten Fragen. Ohne jetzt ins Detail zu gehen, aber wer mich kennt, weiß, dass ich eher Generalist bin, dass ich gerne mit Menschen arbeite, hilfsbereit Wissen vermittle, und dass mir Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit hohe Werte sind. Schwerpunkt meines heutigen Angebots sind Workshops, in denen ich die Begegnung von Menschen auf Augenhöhe ermögliche, darauf achte, dass ihnen zugehört wird und ihre Ideen, ihr Wissen und ihre Erfahrung ernst genommen werden. Daraus lässt sich vieles zum Nutzen eines Unternehmens ableiten und umsetzen. Auch enthält meine Website einen Blog und FAQ, in denen ich manches erkläre und einfach darzustellen versuche.

„Was kann ich, was weiß ich?“: Meine Erfahrung als Qualitätsmanager, Business Developer und Führungskraft, meine Ausbildung zum Innovationsmanager und meine Leidenschaft als Moderator schlagen in die gleiche Kerbe. Sie ermöglichen auch, die Workshops nicht isoliert zu betrachten, sondern in ein Gesamtkonzept zu gießen um erfolgreich Innovationsvorhaben oder Veränderungsprozesse zu gestalten und zu begleiten.

„Wen kenne ich?“ Schon seit ich meine alte Firma verlassen habe, pflegte, erneuerte und erweiterte ich meine Netzwerke alter Kollegen und neuer interessanter Kontakte und setzte das konsequent fort – und tue es noch immer. Googeln Sie die Begriffe „coopPSE“, „Schumbeta“, „DUK-Alumni“, „BNI“, um nur einige zu nennen. Auch private Kontakte erwiesen sich als wertvoll.

Prinzip des leistbaren Verlusts

Zu meinem Glück war meine alte Firma recht großzügig und ich benötige keine großartigen Investitionen. Daher ist einerseits dieses Prinzip bzgl. Geld etwas weniger relevant. Andererseits sind aber eine Gründung und ihre Vorbereitung, das Bilden und Pflegen von Netzwerken, Marketing, Werbung und Akquisition energie- und zeitaufwändige Tätigkeiten. Und Energie und Zeit sind sehr wohl begrenzt – wohin also den Fokus legen? Manches war sehr rasch klar. Ein zweitägiges Seminar über Buchhaltung zeigte auf, dass mir da zu viele Fehler unterlaufen, dass ich Geld verschenken oder gar mit dem Gesetz in Konflikt kommen könnte, würde ich meine Buchhaltung selber machen. Also leiste ich mir eine Buchhalterin, übergebe ihr am Quartalsende die Belege und nütze die gewonnene Zeit anders. Anderes braucht länger. Ich bin seit etlichen Jahren Facebook-Nutzer und habe recht viel Spaß damit. Es lag also nahe, eine Firmenseite zu pflegen. Mit der Zeit erkannte ich aber, dass ich darüber kaum meine Zielgruppe erreiche, daher widme ich dieser Seite nur mehr wenig Zeit. Hauptsächlich gebe ich noch das Erscheinen meiner Blog-Artikel bekannt.

Prinzip der Umstände und Zufälle

Das ist eine Haltung und sie funktioniert gut für mich. So manche Kooperation und bisher ein Projekt ergaben sich „zufällig“. Unter Nutzung eines zufälligen Gesprächs ergab es sich, dass ich Effectuation in einem Club von Unternehmern kurz vorstellen durfte – networking inbegriffen. Noch ein Beispiel: Vor über einem Jahr, lange vor der Gründung meines SpinnRaums, wurde ich eingeladen, bei der Einreichung eines Förderprojekts mitzuhelfen. Es war eine gute Gelegenheit, in das Thema Förderungen zu schnuppern und zu lernen, wie man dabei vorgeht. Aus dem Projekt ist leider nichts geworden, daher ist auch kein Geld geflossen, aber ich hatte Erfahrung mit dem Thema gemacht. Diese kommt mir zu Gute, wenn ich demnächst ein Förderprojekt unterstützen darf.

Prinzip der Vereinbarungen und Partnerschaften

Es ist mir ein großes Anliegen mit Menschen zu arbeiten, zu denen „die Chemie stimmt“. Mit ihnen habe tatsächlich meine ersten Umsätze gemacht:

  • Wie mit einem ehemaligen Kollegen und Freund, der mich zu einem heiklen Strategieworkshop holte, weil er wusste, was er an mir hat .
  • Wie mit einem anderen ehemaligen Kollegen, mit dem ich unbedingt zusammenarbeiten wollte. Wir konzipierten auf Basis unserer eigenen Erlebnisse und Fragen ein Programm zum Austausch über die Erfahrungen mit Geld, Wert und Preis, das wir es bereits einmal erfolgreich durchführen konnten . Inzwischen gibt es weitere Anfragen.
  • Und wie mit einem Studienkollegen von der Donau-Uni, dessen IT- und Netzwerk-Know-how mit meinem Know-how ein interessantes Kombi-Angebot für IT-Abteilungen größerer Unternehmen ergibt. Wir haben bereits erste Termine für Kundengespräche.

Und all das ganz natürlich gegangen … und man kann sich fragen, wo denn da die besondere Methode bleibt. Diese Frage wird auch tatsächlich gestellt, aber die Antwort darauf ist eine andere Geschichte.

Raimund Wiesinger, SpinnRaum e.U., www.spinnraum.at, rw@spinnraum.at

 

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